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Grasausläuten im Zillertal: Andere Länder, andere Sitten

Montag, den 28. März 2016

An der Mentalität würde es liegen, dass die Bräuche anderswo sehr seltsam seien. Darum bleiben uns die anderen, exotischen Kulturen auch leider fremd. Mag ja sein. Aber auch ein Blick auf das „Eigene“ bringt Brauchtümer und Sitten hervor, die ein wenig „anders“ anmuten und die uns nicht unmittelbar zugänglich und verständlich sind. Ein solcher Brauch ist die uralte Tradition des Grasausläutens, das im Zillertal und generell rund um Schwaz bis zum heutigen Tage gepflegt wird.

Ich bin mir fast sicher, dass ihr noch nie von diesem Brauch gehört habt. Gut möglich aber, dass ich mich täusche. Ich kann nur von mir ausgehen und behaupten, dass ich vor kurzem zum ersten Mal davon gehört habe. Von einem Freund, der sich mit den ganzen kleinen und manchmal fast vergessenen Traditionen in den Tälern und Regionen beschäftigt. Er meint, dass es unglaublich wichtig sei, dass diese lokalen Traditionen erhalten werden. Schließlich sei es das, was die Identität der jeweiligen Regionen ausmacht.

Wir hätten schon genug Gleichschaltung dank der Globalisierung. Kurzum: Es habe überhaupt nichts mit provinziellem Denken zu tun, wenn man die eigenen, liebenswerten Traditionen pflege. Ganz im Gegenteil: Wer sich die ganzen amerikanischen Bräuche ins Dorf hole, würde letzten Endes provinziell denken, zumal man dann diesen Brauch von anderswo glorifiziere und blind integriere, anstatt die zum Teil komplexen und geschichtlich höchst interessanten Traditionen der eigenen Region zu pflegen.

Echte Tradition und echtes Brauchtum: Das Grasausläuten
Besonders angetan hat ihm dabei, das muss ich jetzt einfach mal so sagen, das sogenannte Grasausläuten. Hochinteressant sei das. Meint er. Tief in den Tiroler Regionen verwurzelt. Zutiefst organisch und von dem Leben der Leute in den Regionen abgeleitet. Keine aufgesetzte Tradition von außen, sondern eine Tradition, die direkt von den Lebensumständen vor Ort her komme.

Was aber versteht man nun genau unter diesem ominösen „Grasausläuten“? Im Grunde ist es ganz einfach. Es sind Lärmumzüge mit allerlei Sachen, die zusammen genommen einen Höllenkrach machen. Die Bevölkerung marschiert da mit „schweren Geschützen“ auf. Unter anderem kann man sich auf Glocken, Schellen und Peitschen einstellen. Stattfinden tuen diese geräuschvollen Veranstaltungen um den Georgstag. Der Hintergrund davon ist, no na net, die Austreibung des Winters. Mit möglichst viel Lärm will man diesen wohl so sehr verschrecken, dass er erst viele Monate später wiederkommt und sich jetzt im April doch bittschön endgültig, wie man in Tirol so schön sagt, „schleicht”.

Bemerkenswert an diesem schönen und lauten Brauch ist, dass er sich fast nur mehr auf eine Region beschränkt. Kein Wunder also, dass mein Freund davon besonders angetan ist. Man wird das Grausausläuten wohl lediglich im Bezirk Schwaz vorfinden – und dort auch nur im Karwendel und rund um die Stadt Schwaz. Somit natürlich auch im Zillertal, das ja für Brauchtumspflege weitum bekannt ist. Das Schöne an diesem Brauchtum ist, dass er nicht verfremdet, verfälscht oder kommerzialisiert worden ist, sondern immer noch sehr ursprünglich daher kommt.

Wer also echte Tradition sehen möchte, echtes Brauchtum, mitten aus dem Leben der dort lebenden Menschen gegriffen, der sollte in den nächsten Wochen Augen und Ohren offen halten und sich zum Grasausläuten einfinden. Es lohnt sich!

Foto: © Zillertal Tourismus GmbH, becknaphoto.com

Kategorie: Verschiedenes